Anderssein zahlt sich aus – die fünf ungewöhnlichsten Stipendien

Ob BAföG, Nebenjobs oder familiäre Unterstützung – die Finanzierung eines Studiums kann auf verschiedenen Wegen bestritten werden. Stipendien bleiben jedoch zumeist einem kleinen, erlesenen Kreis vorbehalten. Nicht selten müssen Bewerber durch herausragende Noten und Begabungen, einen lückenlosen Lebenslauf oder besonderes, beispielsweise politisches Engagement überzeugen, um für die knappen und begehrten Plätze berücksichtigt zu werden. Wie so oft bestätigen jedoch Ausnahmen die Regel. So gibt es neben den klassischen Angeboten der bekannten Begabtenförderungswerke eine Vielzahl an Stipendien, die stattdessen ausdrücklich an Studierende mit besonderen Werdegängen, Hintergründen und Qualifikationen adressiert sind – Ausreißer, die sich an Ausreißer richten und Vielfalt in der Bildungslandschaft fördern wollen. An dieser Stelle sollen fünf „Exoten-Programme“ exemplarisch vorgestellt werden, die fernab der üblichen Elitenförderung angesiedelt sind.

Förderung besonderer Biografien und Diversität: Das MAWISTA Stipendienprogramm und die „Anti-Streber-Stipendien“ der Zeppelin Universität Friedrichshafen

Jährlich bietet die MAWISTA GmbH ein Stipendienprogramm an, dessen Anforderungsprofil speziell ausgerichtet ist. Ziel ist es, Diversität in der Bildungslandschaft zu fördern und mit etablierten Stereotypen zu brechen. So sind Studierende aus In- und Ausland zur Bewerbung aufgefordert, die Ungewöhnliches erlebt oder vollbracht haben, ungewöhnlich hohe Hürden genommen oder mit außergewöhnlichen Werdegängen aufwarten und sich somit als echte „Paradiesvögel“ profilieren können. Bewerbungen um das mit monatlich 500 Euro dotierte, einjährige Stipendium werden jeweils bis zum 15. Januar online entgegengenommen. Eine Jury wählt anschließend fünf Finalisten aus. Eine öffentliche Abstimmung entscheidet letztlich über die Vergabe.

Die Zeppelin Universität Friedrichshafen hat sich ebenfalls dem Gedanken verschrieben, Menschen mit besonderen Biografien zu fördern, und bietet daher sogenannte Diversitätsstipendien an. Diese richten sich an (potenzielle) Studierende der Zeppelin Universität, die sich mit besonderen Herausforderungen konfrontiert sehen oder in vorherigen Lebensabschnitten gescheitert sind und diese Misserfolge positiv reflektieren konnten, gleichwohl – oder gerade deshalb – jedoch über besondere Fähigkeiten verfügen und zur Vielfalt an der Universität beitragen können. Beispielsweise können sich Ausbildungs- und Studienabbrecher, Gründungspleitiers, Studierende mit Kind oder Migrationshintergrund, Legastheniker, vermeintliche Nerds oder sogenannte Bildungsaufsteiger bewerben. Die Stipendien starten jeweils zum Wintersemester.

Förderung besonderer Ausbildungsbereiche und Forschungsgebiete: Die August-von-Platen Stiftung und die Anni-Eisler-Lehmann-Stiftung

Auch bestimmte Interessen und Forschungsausrichtungen können sich auszahlen. Die an der Universität Siegen ansässige August-von-Platen Stiftung fördert Arbeiten aus dem Feld der Literaturwissenschaft, die inhaltlich im Themenkomplex der Homosexualität in der Literatur angesiedelt sind. Auf diesem Wege soll dem Schaffen des gleichnamigen Dichters gedacht werden, der als erster Vertreter der neueren deutschen Literaturgeschichte Homosexualität vorurteilsfrei in seine Werke einfließen ließ. Das einjährige Stipendium ist mit 500 Euro monatlich dotiert. In Mainz kommen dank der Anni-Eisler-Lehmann Stiftung hingegen fortgeschrittene Gesangsstudierende und Studierende anderer Musiksparten in den Genuss einer Förderung. Vorausgesetzt, sie sind jüdisch und bedürftig.

Förderung besonderer (körperlicher) Voraussetzungen: Das Stipendienprogramm der Dr.-Willy-Rebelein Stiftung

Fernab der klassischen Programme existieren auch Stipendien, die sich an körperlich Beeinträchtigte richten. Die Dr.-Willy-Rebelein Stiftung vergibt Förderungen von maximal 300 Euro pro Monat an behinderte und chronisch erkrankte Studierende. Die tatsächliche Höhe der gewährten Bezüge ergibt sich hierbei aus dem Grad der körperlichen Beeinträchtigung und der Bedürftigkeit des jeweiligen Stipendiaten bzw. der Stipendiatin.

Schreibe einen Kommentar